Presse
Christine Grubauer, Neues Volksblatt 19. Juli 2023
Virtuose Abendklänge in der Ursulinenkirche
Zur Abendmusik in der Ursulinenkirche lud Michael Oman als Intendant und Blockflötenvirtuose dieses mal das heimische und inzwischen in Kammermusik ausgezeichnete und anerkannte Atalante Quartett (Julia Kürner, Elisabeth Eber/Violine, Thomas Koslowsky/Viola, Lisa Kürner/Violoncello) ein. Sie musizieren bereits neun Jahre zusammen, sind Mitglieder des Bruckner Orchesters und lassen sich stets von bewährten und erfahrenen Musikern für ihre kammermusikalische Arbeit beraten. In der bezaubernden Mischung von spielerisch errungenem Können und verinnerlichter gemeinsamer Empfindsamkeit eröffnete das Streichquartett op. 20/2 in C-Dur von Joseph Haydn (1732-1809) den Abend und wurde mit dem aufblühenden Höchstmaß an feingliedriger Satzkunst, in bewundernswerte Klänge und warme Farbigkeit verwandelt. Es folgte eine Uraufführung von Helmut Rogl (Jg. 1960) Concertino op. 70 für Blockflöte und Streichquintett unter der Mitwirkung von Anna-Maria Volderauer/Kontrabass und Martina Oman/Cembalo. Michael Omans Blockflötenkunst ist hier als Auftragswerk, zu einem "Griff in die Flötenlade" geworden – Alt-Tenor- und Sopranföte kamen höchst virtuos zum Einsatz, wenn es sein muss, werden zwei Flöten gleichzeitig gespielt. Das Werk Rogels ist ein Wechselspiel mit forschem Streicherklang und mit markanten Motivwiederholungen, die sich in den verschiedenen ab- und aufsteigender Bewegung mit quirligem Flötenspiel vermischen. Amüsant, locker und unterhaltsam im angenehm kühlen Kirchenraum. Als Abschluss im pausenlosen Programm gelang in gleicher Besetzung das Concertino F-Dur von Giuseppe Sammartini (1695-1750) für Blockflöte und Streicher samt Basso Continuo als besonderes Gustostück des Blockflötensolisten in drei Sätzen in brillanter Fassung zur abschließenden Aufführung. Viel Zustimmung für diese schöne Abendmusik in der Landstraßen-Kirche.
Heinz Haunold, Neues Volksblatt 24. März 2023
Atalante im Aufwind
Einen beeindruckenden Nachweis seiner künstlerischen Entwicklung lieferte am Mittwoch das Atalante Quartett im Kloster der Elisabethinen. Das kurzweilige Programm begann mit dem C-Dur Quartett op. 20 von Haydn. Witzig und geistreich, ehe das kurze Klagelied "Crisantemi" von Puccini die fein abgestimmte Klangpalette hervorkehrte. Nach gerade mal achtjähriger kontinuierlicher Arbeit ist das heimische Ensemble in der Oberliga etabliert, was internationale Preise eindrucksvoll bestätigen. Ein Genuss ebenso das Klavier-Quintett op. 44 von R. Schumann. Die junge Doris Kitzmantel, geboren in Vöcklabruck, gefiel mit ihrer vornehmen sehr flexiblen Spielart einer "Prima inter pares", ohne je dominant zu sein. Ein Höhepunkt der Trauermarsch, ehe das rasende Scherzo mit munterem Finale dem dankbaren Publikum den Beifall aus den Händen riss.
Michael Wruss, OÖ. Nachrichten 7. Februar 2023
Das Atalante Quartett ist bestens unterwegs
Feine "Sonntagsmusik im Salon" in Linz
Das Atalante Quartett, das bei der Sonntagsmusik im Salon das Publikum im Francisco Carolinum begeisterte, ist auf dem Weg ganz nach oben. Hat es sich doch beim Internationalen Eugene Ysaÿe Wettbewerb Lüttich in das Semifinale gespielt. Es spricht sein Publikum unmittelbar an und überrascht mit vielfältigen Programmen – auch an diesem Sonntag mit Haydns C-Dur-Quartett op. 20/2 in großer Bandbreite. Vom ernsten zweiten Satz bis hin zum kontrapunktisch ausgefuchsten Fugen-Finale, das dennoch scheinbar lockere Heiterkeit versprüht.
Alles das von den Atalntes - Julia Kürner und Elisabeth Eber (Violinen), Thomas Koslowsky (Viola) und Lisa Kürner (Cello) - auf den Punkt gebracht. Das gelang auch bei Schostakowitschs 8. Streichquartett op. 110, das einen Klanggesang auf das zerstörte Dresden anhebt. Da braucht es ganz andere Dimensionen der Klangvorstellung und eine unter die Haut gehende Emotionalität. Mit fast einer Minute des Schweigens verinnerlichte das Publikum das bestens zu Gehör gebrachte und fiel dann in den gebührenden Jubel ein.
Wiederum ganz anders Alexander Borodins 2. Streichquartett, das viel Gespür für die Interpretation verlangt. Vor allem für den 3. Satz "Notturno", der möglicherweise das erste Zusammentreffen mit seiner Gattin 20 Jahre davor thematisieren mag. Auf jeden Fall ein wunderbares Stück Musik - ebenso vom Atalante Quartett famos gespielt.
Fazit: Ein beredter Quartettabend allererster Güte
Paul Stepanek, Neues Volksblatt 7. Februar 2023
Brennende Leidenschaft im Salon
Großes, den "Salon" des Landesmuseums überfüllendes Interesse löste das fünfte Konzert der "Sonntagsmusik" am 5. Februar aus. Das stark aufstrebende Atalante Quartett widmete sich mit Leidenschaft und Bravour einem anspruchsvollem wie attraktiven Programm. Zunächst erklang Joseph Haydns Streichquartett in C-Dur op. 20/2, das so wie seine "Geschwister" aus "Hob.III" den experimentierfreudigen, neue Wege beschreitenden Haydn widerspiegelt. Demgemäß interpretierten die Vier (Julia Kürner, Elisabeth Eber, Violine; Thomas Koslowsky, Viola; Lisa Kürner, Violoncello) das Werk gegen das liebliche Klischee: mit kräftigem Zugriff, eine das Übliche weit überschreitende Skala der Dynamik weidlich auskostend.
Mit dem folgenden, den Kern des Abends bildenden 8. Quartett in c-Moll op. 110 von Dimitri Schostakowitsch bildete die wildbewegte, hoch emotionale Spielweise von Atalante sozusagen eine fast ideale Einheit. Den markanten Schlägen des "Allegro molto" und schier gespenstischen Tänzchen des "Allegro" entgegengesetzt, drückten die drei Largo-Sätze tiefes, leidvolles "In-sich-Kehren" aus - und dies umso eindrucksvoller, als alle fünf Sätze "attacca" gespielt wurden.
Versöhnliches Finale: Alexander Borodins 2. Streichquartett in D-Dur mit Walzermotiven im Scherzo, dem berühmten Notturno (aus dem die Kennmelodie von "Miss Marple" eine Anleihe nahm) und eineme - siehe Haydn - packendend konträren Finale riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Die Zugabe freilich ließ diese kalmierend in besinnliches Wohlgefallen fließen: Das "Abendgebet" aus "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck begleitete die Gedanken des Heimwegs.
Christine Grubauer, Neues Volksblatt 10. November 2022
"Friedenskonzert 2022" als Zeichen in Linz
Am Dienstag wurde im Brucknerhaus Linz das 35-Jahr-Jubiläum "Friedensstadt Linz" gefeiert. Auch Solidarität und Anerkennung der Vielfalt im Zusammenleben zählen zu den friedliche Grundwerten unseres Lebens. Anlass genug, ein "Friedenskonzert 2022" zu veranstalten und dazu das junge Linzer Atalante Quartett für einen Kammermusikabend einzuladen.
Frisch und fast angriffslustig erklang zu Beginn Joseph Haydns Streichquartett in G-Dur, Hob.III op. 76 in klarer Ensemble-Disziplin, alle technischen Anforderungen wurden in schön klingende Vielfalt verwandelt.
Mit Dimitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8 ("Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges") c-Moll, op. 110 (1960), das mit überlegenem Können bravourös auf den Instrumenten gemeistert wurde, wurden die Schauer des Krieges musikalisch gegenwärtig. Nach der Pause trug Christine Schöchl aus dem Nachlass von Autor Jad Turjman (1989-2022) Gedanken "Auf der Suche nach Frieden" vor: "Wenn ich in eine Friedensstadt käme, woran würde ich sie erkennen?"
Der passende Abschluss war mit dem von Streichquartett Nr. 1 mit dem Titel "Versöhnung", op. 11 von Ingo Ingensand gefunden. Angelehnt an die vorausgegangene Stimmung wirkte dieses Werk, das dem Atalante Quartett gewidmet ist, in verschiedenen Stilrichtungen zwischen U- und E-Musik seinem Titel entsprechend. Viel Anerkennung und Applaus.
Heinz Haunold, Neues Volksblatt 4. Juli 2022
Glänzendes Debüt bei den OÖ. Stiftskonzerten
Wieder einmal durfte man mit den OÖ. Stiftskonzerten im Sommerrefektorium des Stiftes Lambach zu Gast sein, einem Juwel was Architektur und Akustik betrifft. Gerade der intime Rahmen des etwa 200 Zuhörer fassenden Saales bietet ideale Voraussetzungen für Kammermusik, die vom immer noch jungen Atalante Quartett bei deren Debut im Rahmen der Stiftskonzerte blendend genutzt wurden.
Ein in Abfolge und Gehalt sehr stimmiges Programm beweist die stete künstlerische Entwicklung. Konsequente Arbeit am unendlichen Repertoire bringen auf ein Niveau der „Oberliga“ Hagen- und Minetti Quartett.
Zu Beginn das Opus 76 Nr. 5 von Josef Haydn mit brillanten Ecksätzen rund um das edle klangvolle Largo Cantabile. Vorzüglich die Klangbalance mit feinen Schattierungen, von der zupackenden Primaria Julia Kürner souverän geführt. Die Debüt-CD mit reinem Haydn Programm unterstreicht deren Wiener Klassik Kompetenz.
Im Zentrum des Abends das Opus 110 von Dmitri Schostakowitsch, sein 1960 entstandenes 8. Streichquartett, den „Opfern von Krieg und Faschismus“ gewidmet. Ein auch ohne den leider aktuellen Bezug unter die Haut gehendes Meisterwerk. Packend wie die Vier da klangliche Extreme riskieren, bisweilen Tempi auch überziehen, den Schönklang mal verlassend, dann im piano bis zum morendo (= ersterbend) die Palette ausreizen. Fast fratzenartig erscheinen Melodien und lassen den Komponisten selbst als Opfer zurück, wenige Jahre nach Stalins Tod. Tiefe Betroffenheit die sich in einhellige Zustimmung im vollen Saal wandelt.
Schlusspunkt das singuläre Klavierquintett op.44 von Robert Schumann. Hier war des Schwelgens kein Ende. Die 27-jährige Wiener Pianistin Mitra Kotte, mehrfach preisgekrönt, gestaltete den virtuosen Klavierpart sehr nobel und auf das Quartett fein abgestimmt. Leider auf einem dem Niveau der Stiftskonzerte nicht entsprechenden Instrument.
Umso erfreulicher da die Qualität der Werkbeschreibungen von Isabel Biederleitner. Eine Bereicherung vor und auch nach dem Konzerterlebnis.
Christine Grubauer, Neues Volksblatt 20. Juni 2022
Jung und erfrischend: das Atalante Quartett
Im Brucknerhaus gastierte am Samstag das Atalante Quartett mit Werken von Haydn und Beethoven. Aus Haydns sechs "Russischen Quartetten" wählte man zu Beginn die Nr. 4 op. 33 Hob. III. Der klassisch-locker gehandhabte Musizierstil wurde von den Vieren - Julia Kürner und Elisabeth Eber (Violine), Thomas Koslowsky (Viola), Lisa Kürner (Cello) - in einem gesellig-beschwingten Tonfall dargeboten, der mit rasant gebotener Technik und humorvoller Frische erstaunte.
Eher mit dunklem Pathos wurde Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 4 in c-Moll op. 18 angespielt. Das Geflecht der melodischen Linien verdichtete sich zu dynamischen Kontrasten als ein wunderbares Frage- und Antwortspiel, das in der Quartettrunde kulminierte und mit Bravour gemeistert wurde.
Mit Haydns "Reiterquartett" in g-Moll brachte das Quartett im Largo assai, das man als eines der schönsten Adagios der Klassik bezeichnet, nochmals seine erstaunliche Klangqualität zu Gehör. Im Publikum gab es viel Zuspruch und langen Applaus für ein Zugabestück aus Humperdincks "Hänsel und Gretel": der "Abendsegen".
Paul Stepanek, Neues Volksblatt 21. Mai 2022
Minoriten Wels: Magische Kammermusik
Besonderes in vieler Hinsicht hatten die Welser Abo-Konzerte am Donnerstag „bei den Minoriten“ zu bieten: Einen Streifzug von der Klassik bis zur Moderne, durchgeführt von den beiden renommierten Streichquartetten Minetti und Atalante, die sich am Ende als Oktett präsentierten.
Das Programm war von der Opus-Zahl 20 (Haydn und Mendelssohn) dominiert, dem sich das ebenso dekadische Opus 110 von Schostakowitsch zugesellte. Doch das Wichtigste: die besondere Qualität der Interpretation. Der Abend begann mit Haydns Op. 20/2, das vom Minetti-Quartett mit Sensibilität und ausgeprägtem Sinn für feine Nuancen und Gleichwertigkeit der Stimmen gespielt wurde.
Sehr eindrucksvoll: das „gesangliche“ Cello im Adagio, die tänzerische Leichtigkeit des Scherzos samt Anspielung auf eine Drehleier und das fugierte Finale. Dazu in krassem Gegensatz: Dimitri Schostakowitschs 8. Streichquartett, das leidenschaftlich zwischen Trauer, Klage, heftigem Aufbegehren und einprägsamen Tanzmotiven pendelt. Das Atalante-Quartett konnte sich hier mit Spürsinn für Dramatik gleichwie für Transparenz der leisen Töne auszeichnen.
Den Höhepunkt des Konzerts stellte schließlich Mendelssohns Streichoktett dar, dessen vier Sätze von Melodien überquellen, ohne die übersichtliche Form zu verlassen. Die fünf Damen und drei Herren des Oktetts musizierten, als ob sie schon immer in dieser Konstellation tätig gewesen wären: elegant, dynamisch akkurat, im zarten Andante ebenso charmant wie im duftig-schwebenden Scherzo.
Nach dem krönenden Finale Presto heftiger Beifall im gut besuchten, stimmungsvollen Hauptschiff der ehemaligen Minoritenkirche.
Guido Krawinkel, CD Besprechung auf Klassik.heute 9. März 2021
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wagen tut das Atalante Quartett viel mit dieser Aufnahme von drei Streichquartetten Joseph Haydns. Denn Haydn gilt in dieser Gattung immer noch als das Maß aller Dinge. Die Messlatte liegt zudem nicht zuletzt durch Aufnahmen unzähliger renommierter Ensembles sehr hoch und zu guter Letzt ist es für ein junges Ensemble sicherlich schwer, sich mit Werken einen Namen zu machen, die eigentlich schon hinreichend oft auf Tonträger gebannt sind. Das Atalante Quartett wagt also viel, es gewinnt auch aber viel, denn die Debüt-Aufnahme des Ensembles ist ganz vorzüglich geraten. Das liegt natürlich zu allererst an den vier Mitgliedern des Atalante Quartetts, die allesamt im Bruckner Orchester Linz spielen. Doch anders als bei manchen Formationen mit orchestralem Hintergrund hat man hier nicht das Gefühl, dass man es mit Orchestermusikern zu tun hat, die eben auch ab und an mal Quartett spielen, im Gegenteil. Das Spiel des Atalante Quartetts ist von einer solch erlesenen Klang- und Spielkultur geprägt, die genuin quartetteigen ist, dass man auf den Gedanken kommen könnte sie täten nichts Anderes.
Humoriger Impetus
Da sitzt jede Artikulation, wird passgenau phrasiert und ebenso blitzsauber wie aufgeweckt mit genau jenem humorigen Impetus gespielt, der die Musik Haydns so einzigartig macht. Das tun die vier Musiker so unaufgeregt und unaufdringlich, dass es erst richtig aufregend wird. Die beiden Anfangsakkorde etwa, mit denen Haydn das Finale von op. 76,5 eröffnet – ein schnöder Quintfall wie er tausendfach am Schluss einer Kadenz zu hören ist – wird hier so prominent und penetrant zu Beginn eines Satzes exponiert, dass es schon wieder als Karikatur dieser zum musikalischen Allgemeinplatz gewordenen Floskel anmutet. Das Atalante Quartett zelebriert diesen Allgemeinplatz mit hintergründigem Tiefgang. Gewollt oder anbiedernd wirkt das zu keiner Zeit, da die vier Musiker genau den richtigen Ton treffen – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Zu hören sind ferner das Quartett op. 74,3 und ein weiteres aus op. 76, nämlich das erste. Und als nette Dreingabe gibt es eine romantische Sarabande von Felix Blumenfeld. Das passt zwar eigentlich gar nicht zu Haydn, aber manchmal werden ja gerade solche netten Aperçus zu veritablen Entdeckungen. Und solche wird man vom Atalante Quartett hoffentlich noch öfter erwarten dürfen. Dann dürfte man der Tracklist aber auch durchaus noch Laufzeitangaben gönnen, derer man sich hier völlig enthält.
Michael Wruss, OÖ Nachrichten 1. Juni 2021
Leidenschaftliche Kammermusik auf höchstem Niveau
Es ist nicht leicht, neben dem Orchesteralltag Kammermusik auf höchstem Niveau zu pflegen. Ein Ensemble, dem das gelingt, ist das Atalante Quartett, das sich aus Mitgliedern des Bruckner Orchesters zusammensetzt und am Sonntag in der Pfarrkirche Ansfelden den Auftakt zu einem dreiteiligen Konzertzyklus spielte. Auf dem Programm stand Haydns D-Dur Streichquartett aus op. 76, das ungewöhnlich mit einem Variationssatz beginnt, mit dem ebenso ungewöhnlichen Fis-Dur Largo seinem Beinamen als "Friedhofsquartett" alle Ehre macht und nach einem stürmischen Menuett im Finale die formale Welt auf den Kopf stellt und mit den Schlussakkorden beginnt. Ein Beispiel für Haydns unglaubliche Fantasie und subtilen Humor, die sich aber nur dann eröffnen, wenn die Musik mit jener Leidenschaft musiziert wird, die das Atalante Quartett bot.
Beflügelt auch den Geist
Da macht Musik nicht nur Spaß, sondern beflügelt auch den Geist. Nicht minder mitreißend musizierten Julia Kürner, Elisabeth Eber (Violine), Thomas Koslowsky (Viola) und Lisa Kürner (Violoncello) Antonin Dvoraks F-Dur Quartett op. 96. Hier gelang es, die feinen Naturklänge einzufangen und das Farbenspiel, das Dvorak hier mit vier Streichinstrumenten hervorzaubert, umzusetzen. Als Intermezzo spielte man Giacomo Puccinis "Crisantemi" und entließ das Publikum mit einer Fassung von Humperdincks "Hänsel und Gretel"-Abendsegen in den Maiabend.
Fazit: Ein großartiger Auftakt eines Streichquartetts, das sich ein unverwechselbares Profil erarbeitet.
Heinz Haunold, Neues Volksblatt 2. Juni 2021
Kammermusik vom Feinsten in Ansfelden
Mit einem prachtvollen Programm startete kürzlich das Atalante Quartett seinen Zyklus im Brucknerbund Ansfelden in der dortigen Pfarrkirche. Augrund der limitierten Besucherzahl gab es innerhalb weniger Stunden eine ebenso pausenlose Reprise. Und gerade darin zeigt sich die qualitätsvolle Entwicklung des 2014 gegründeten Ensembles. Technische Fertigkeit, souveräne Intonation als Grundlage einer gefestigten Interpretation stehen den drei Damen samt Bratschisten abrufbereit zur Verfügung. Reicher, auch geistreicher Auftakt das D-Dur Quartett von Haydn aus der Reihe der sechs Quartette op. 76. Angeführt von der kompetenten Primaria Julia Kürner nahm sofort der homogene und farblich fein abgestimmte Klang für sich ein. Zum Höhepunkt schlechthin wurde der langsame Satz, Largo cantabile e mesto in Fis-Dur. Nach dem schon recht beethovenesken Menuett fegte das Finale Presto durch den Kirchenraum. Virtuosität im Dienste von Spaß und Spielfreude, selten klar die vertrackten Passagen im Cello der Lisa Kürner als hellwaches und nobles Fundament.
In Erinnerung an Wilhelm Neuwirth, den früheren Probst des Stiftes St. Florian, erklang danach von Puccini "Crisantemi", ein Klagelied über den Tod eines Freundes. Wenige Jahre später unterlegte Puccini diese Melodie seiner Titelheldin "Manon Lescaut". Klanglich sehr zurückgenommen, innig im Ausdruck, bezauberte diese sechsminütige Elegie.
Nicht nur hier bestach die edle und feine Geigerin Elisabeth Eber. Danach Thomas Koslowskys Solobeitrag als Bratschist. Im op. 96 von Dvorak, dem "Amerikanischen", bleibt gleich zu Beginn das schwungvolle Hauptthema der Viola vorbehalten. Diesen lustvollen Drive nehmen die drei Damen postwendend auf und es sprühen die Funken. Mit dem intim erteilten "Abendsegen" aus "Hänsel & Gretel" ging der Abend vom Publikum reich bedankt zu Ende.
Zeitschrift "Linzer Musiktheater" Jän./Feb. 2021
Atalante Quartett - Ein CD-Debut mit Haydn"
Im Hinblick auf das bevorstehende Konzert Wo grieg ich jetzt einen Haydn her? am Fr, 26. März 2021 im Ursulinenhof für die „Musiktheaterfreunde“ und die erste CD-Einspielung des Quartetts, haben wir die jungen Künstler des Atalante Quartetts gebeten, Fragen zu ihrer Arbeit, der brandneuen CD und den Zukunftsplänen per Mail zu beantworten:
Warum habt ihr euch dazu entschlossen eine reine Haydn CD aufzunehmen?
„Wir fühlen uns mit der Wiener Klassik sehr stark verbunden, sicher auch durch unsere Ausbildung an den österreichischen Musikuniversitäten in Salzburg und Wien. Haydns Musik kommt uns musikalisch am nächsten, der Zugang dazu erscheint uns allen sehr natürlich, fast selbstverständlich. Nicht zuletzt gilt ja auch Haydn als "Der Urvater" der Quartettkunst. Wir sind wahnsinnig große Verehrer seiner Streichquartette!“
Wie lange und intensiv habt ihr euch dafür vorbereitet?
„Konkret ist das schwer zu sagen. Schon in unserer allerersten Probe in dieser Formation haben wir beispielsweise mit einem Streichquartett Haydns begonnen, das nun auch auf der CD ist und Teil unserer ersten Konzerte war. Dies ist jetzt einige Jahre her… Wir haben blockweise aufgenommen und uns dementsprechend vorbereitet, im Vorhinein schon etliche Konzerte mit genau diesen 3 Quartetten bestritten, um eine gewisse Selbstverständlichkeit und Routine dafür zu bekommen. Haydns Schaffen war und wird mit Sicherheit immer Bestandteil unserer Arbeit sein.“
Was fasziniert euch an der Gattung Streichquartett besonders?
„Die schier unglaubliche Vielfalt an genialen Kompositionen dieses Genres. Außerdem macht es uns eine große Freude miteinander nicht nur persönlich sondern auch musikalisch zu kommunizieren. Ähnlich wie bei einem Vokalensemble ist es ein erhebendes und berührendes Gefühl, wenn die Klänge zu einer Einheit verschmelzen, wenn ein Akkord richtig "rein aufgeht".“
Welche Erfahrungen / Erlebnisse zählen zu den schönsten in eurer gemeinsamen Quartettzeit?
„Da gibt es viele, nicht nur musikalische. Es ist toll, wenn man die Spannung, die man versucht zu erzeugen, auch beim Publikum spürt, man während des Spielens alles ausblenden kann und nur mehr das Gefühl hat, "in der Musik zu sein". Ergreifend ist auch, wenn man selbst vom gemeinsamen Spiel Gänsehaut bekommt. Ein immer wieder schönes Erlebnis ist auch das Musizieren im Mittleren Saal des Brucknerhauses, weil wir die Akustik dort lieben. Sie ist unserer Meinung nach wie gemacht für ein Streichquartett. Schöne Erfahrungen sind auch unsere Wettbewerbserfolge (Internationaler Johannes Brahms Wettbewerb & Internationaler Kammermusikwettbewerb Svirel in Slowenien). Aber es sind eben nicht nur die musikalischen Erlebnisse... Gemeinsame Ausflüge wie ein Besuch im Klettergarten, Bogenschießen im Mühlviertel, Geburtstagsparty im Schrebergärtchen, Wanderungen in den Bergen, gemütliches Beisammensitzen in den Probepausen im Café, Punsch trinken am Weihnachtsmarkt, etc. All das und vieles mehr sind wunderschöne Erinnerungen und schweißen nicht nur musikalisch zusammen!“
Gibt es so etwas wie einen ‚Bandleader‘ in eurem Ensemble?
„Die Quartettidee und auch die Antriebsfeder dafür kommt großteils von unseren Außenstimmen, den Kürner-Schwestern. Natürlich teilen wir uns die unterschiedlichen Aufgaben, wie Organisatorisches, Auftritt in den sozialen Medien, Flyer-Gestaltung / Werbung für Konzerte, Fotos, Notenbeschaffung, Probengestaltung, Arrangements fürs Quartett, Gestaltung von Programmideen und Texten, Kontakte mit Veranstaltern etc. so gut wie möglich auf, wobei Julia sicher die Hauptarbeit übernimmt.“
Wie schafft ihr es, Bruckner Orchester bzw. Musikschule und Quartett unter einen Hut zu bringen?
„Das ist immer wieder eine zeitliche und terminliche Herausforderung für uns. Es ist wichtig, dass wir alle ‚dafür brennen‘ und am selben Strang ziehen. Jeder muss in seinem Privatleben immer wieder gewisse Einbußen und Abstriche machen, nur dann funktioniert es. Wir sind kein Ensemble, das sich mal schnell zu drei Proben für ein Konzert trifft. Unser Anspruch ist sehr hoch und wir wollen diesem auch gerecht werden! Darum nehmen wir die regelmäßige Probenarbeit (in etwa dreimal pro Woche) ernst und bereiten uns gewissenhaft auf unsere Konzerte vor. Diese Zielstrebigkeit zeichnet uns besonders aus, ein ‚Weniger‘ würde für uns nicht funktionieren und sind wir auch nicht bereit zu akzeptieren. Dafür ist das Endergebnis umso zufriedenstellender und das ist es, was wir dem Publikum bieten wollen: Ein professionelles, hochkarätiges Konzert, zu dem man unbedingt wieder kommen möchte. Abgesehen davon befruchtet sich die Arbeit im Orchester und die im Quartett gegenseitig und gewisse Klangvorstellungen, etwa aus dem Bereich der Oper sind durchaus unterstützend für unsere Quartettarbeit.“
Gibt es Persönlichkeiten, die euch und eure musikalische Laufbahn besonders geprägt haben und auch weiterhin prägen?
„Definitiv! Zu unseren Mentoren und Lehrern zählen vor allem Johannes Meissl und Hatto Beyerle, bei denen wir uns auch jetzt noch regelmäßig Impulse und Anregungen für unsere Arbeit holen. Dieses Feedback und die Beurteilung von Außenstehenden ist für unsere Weiterentwicklung, für unsere Fortschritte maßgeblich und bestätigt auch die Tatsache, dass uns das Quartett sehr am Herzen liegt und wir die Sache ernst nehmen. Wir sind äußerst dankbar für die Hilfe und den Rat, den wir bekommen!“
Wovon träumt ihr? Wie schauen eure Zukunftspläne aus?
„Toll wäre es auch weiterhin in schönen Konzerthäusern national, als auch international auftreten zu können. Kleine Tourneen und die Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern vervollständigen ‚vorerst‘ unsere Wunschliste.“
Was zeichnet euch eurer Meinung nach als Ensemble aus?
„Mit Sicherheit die Homogenität unseres Klanges und der Enthusiasmus, den wir beim Spielen empfinden und auch auf das Publikum übertragen. In der grundsätzlichen Herangehensweise an die Stücke, sowohl klanglich als auch musikalisch ähneln wir einander sehr. Da sind wir definitiv auf einer Linie. Vor allem versuchen wir, ganz im Dienste der Werke und ihrer Emotionen den Notentext so natürlich und getreu wie möglich umzusetzen.“
Was ist für euch als junges Ensemble im gemeinsamen Miteinander als auch im klassischen Konzertbetrieb immer wieder schwierig oder herausfordernd?
„Sich bewusst zu machen, dass es eine kleine Nische ist und keine Massen anzieht und auch der Probenaufwand nie im Verhältnis zur Anzahl der Auftritte und der Höhe der Gage stehen kann. Schwierig gestaltet sich auch oft das hartnäckige, mühsame ‚Lästig sein‘ bei Veranstaltern um Konzerte zu bekommen. Und schlussendlich der intime und dadurch sehr empfindliche Rahmen in der Probenarbeit, der schnell persönlich werden kann. Ein respektvoller Umgang, vor allem wenn man sich schon lange kennt und über Stärken und Schwächen der Anderen ziemlich genau Bescheid weiß, ist essentiell.“
Welche Rolle spielt jeder Einzelne von euch im Quartett und wie würdet ihr diese in aller Kürze charakterisieren?
„Passend dazu haben wir unseren ersten Instagram Beitrag sehr treffend und humorvoll formuliert, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:
Der Blondschopf ist Julia. Sie spielt im Quartett die 1. Geige (würde sie auch sonst gerne, klappt aber nicht immer :-). Sie ist unsere Frohnatur und hat immer ein Lächeln auf Lager. Außerdem schupft sie die organisatorischen Dinge im Ensemble und sorgt als geniale Zuckerbäckerin hin und wieder für das süße Wohlbefinden in den Pausen.
Die Stirnfransige ist Elisabeth, von uns (zu ihrem Leidwesen) oft Elli genannt. Sie ist unsere 2. Geigerin. Ein Frechdachs wie er im Buche steht, bringt uns mit ihren lustigen Sprüchen immer zum Lachen und lockert so die gemeinsame Zeit auf! Außerdem ist sie unsere Selfie-Queen, was uns viele schöne Erinnerungen beschert.
Unser Hahn im Korb ist Thomas, Bratschist im Ensemble. Er sorgt mit seiner feinen Art für den ‚guten Ton‘ im Ensemble (oft mit viel Schokolade für die Mädels). Zusätzliche Aufgaben, die ihm zugefallen sind: Komponieren, Arrangieren und die psychologische Betreuung der Damen.
Lisa komplettiert als Cellistin das Quartett. Sie ist unsere ‚Artikulationspolizei‘ und eine strenge Proberin, allerdings macht sich dies immer in den Konzerten bezahlt. Sie ist das ‚fleißige Bienchen‘ unter uns und umhüllt uns treffsicher mit ihrem warmen Klang. Ihr Lebensmotto: Schoko zum Frühstück, Schoko zum Mittagessen, Schoko am Abend und dazwischen.“
Vielen Dank an das Atalante Quartett für das Interview
Michael Wruss, OÖ Nachrichten 27. Oktober 2020
"Freitags im Museum" wird künftig musiziert - Auftakt mit dem Atalante Quartett im Linzer Lentos
Das waren noch Zeiten, als Bürger jeden Freitag einen Streichquartettabend veranstalteten und jungen Komponisten eine Bühne bereiteten. So der russische Holzhändler Mitrofan Petrowitsch Belaieff mit seinen "Vendredis". Mit dem Atalante Quartett - Julia Kürner, Elisabeth Eber, Thomas Koslowsky und Lisa Kürner - hatte das Brucknerhaus am Freitag beim ersten Konzert der neuen Reihe "Freitags im Museum" ein hervorragendes Ensemble, das sich auf dieses Experiment einließ: auf Musik, teils von großen Namen komponiert, aber auf diese Soireen zugeschnitten.
So etwa das Streichquartett "sur le nom B-la-f", das mit dem Namen Belaieff spielt, und das als Geburtstagsgeschenk zu dessen 50er von Nikolai Rimski-Korsakow, Anatoli Ljadow, Alexander Borodin und Alexander Glasunow entstand.
Hochromantische Musik mit viel Verve, die das Atalante Quartett fein und mit großem klanglichen Gestus interpretierte. Danach eine feine Serenade von Nikolaj Artsybuschev, eine witzige Polka von Nikolai Sokolow und eine besinnliche Sarabande von Felix Michailowitsch Blumenfeld. Die Polka von Maximilian d'Osten-Sacken verzaubert mit fragil schwereloser Sensitivität. Viele Stücke entstanden auch während dieser Abende.
So begab sich Oskar Jockel (25), Composer in Residence des Brucknerhauses, während des Konzerts ins stille Kämmerchen, um dort sein knapp fünfminütiges "Wenn man nichts hört, hört man erst, dass man hört" zu komponieren: absolut beeindruckend, einstudiert während eines Rundgangs durch die noch nicht eröffnete Franz-Gretsch-Ausstellung.
Fazit: Ein voller Erfolg für das neue Format und für das vielseitige, experimentierfreudige Atalante Quartett.
Heinz Haunold, Neues Volksblatt 27. Oktober 2021
Das Atalante Quartett brillierte am Freitag in dem neuen Linzer Konzertformat
Eine hochinteressante innovative Form des Erlebnisses Klang und Musik bot sich den Besuchern am Freitag im Linzer Kunstmuseum Lentos. Vorbild dazu die „Les Vendredis“-Quartettfreitage in St. Petersburg. Zu Beginn das Quartett über B-la-f von 1886 – gewidmet dem Gründer und Hausherrn, dem Kunstmäzen Mitrofan Belaieff zu seinem 50. Geburtstag.
Rimski-Korsakow, Anatoli Ljadow, Alexander Borodin und Alexander Glasunow schufen je einen kurzweiligen Satz für diesen Anlass. Schon hier waren die Vorzüge des erst vor sechs Jahren gegründeten Atalante Quartetts hör- und auch sichtbar.
Makellose Intonation
Edler warmer Klang mit breiter Farbpalette, makellose Intonation und eine spürbare Freude am gemeinsamen Ausdruck der jungen Damen Julia und Lisa Kürner, Elisabeth Eber sowie Thomas Koslowsky, der den bereits in diesem Stück sehr anspruchsvollen Bratschenpart vorzüglich meisterte. Es folgten kurze, etwa vierminütige Preziosen weiterer sechs russischer Komponisten, die für diese „Vendredis“ als Zugaben komponiert wurden. Da wechselten Polkas auf Sarabande und Menuett, quasi slawische „Gustostückerl“, leicht zu hören aber von hohem technischen Anspruch.
Julia Kürner als sehr bestimmende Primaria auch in Gestik und Mimik gibt mit rundem, vollem Klang den Kurs vor, immer in Blickkontakt zu Schwester Lisa am Cello, dem feinen Fundament. Elisabeth Ebers exzellentes Violinspiel darf im Gesamtklang durchaus noch präsenter sein. Wie im Fluge verging der 60-minütige Konzertteil, vom sehr konzentrierten und kompetenten Publikum heftig akklamiert.
Dann die eigentliche Überraschung des neuen Formats: Eine während des Konzerts entstehende Komposition erlebt ihre Uraufführung, auch das nach dem Vorbild der „Vendredis“. Hier vom „Composer in Residence“ des Brucknerhauses, Oscar Jockel aus Regensburg. Nach einer Pause dann die Premiere. Eine klarerweise anlassgemäß recht kurze Abfolge von ausgehaltenen Tönen, die viel Klangsinn auszeichnet, aus der Stille entstehend, anschwellend und am Ende verebbend, jedoch eines verströmend: Innigkeit.
Einhellige Zustimmung für einen bereichernden Abend.
Christine Grubauer, Neues Volksblatt Ursulinenkirche, 15. Juli 2019
Abendmusik in der Ursulinenkirche
Eigentlich war diese "Abendmusik" keine beruhigende Kirchen - Andacht, sondern hochkarätige Kunst eines jungen Quartettensembles aus Linz, das erst seit 5 Jahren gemeinsam als "Atalante Quartett" zusammen auf höchstem Niveau musiziert und schon mit einem ersten Preis beim internationalen Kammermusikbewerb 2018 in Slowenien ausgezeichnet wurde. Alle vier Künstler (Julia Kürner u. Elisabeth Ebner/Violine, Thomas Koslowsky/Viola u. Lisa Kürner/Violoncello) erhielten ihre Instrumentalausbildung an den Universitäten Wien u. Salzburg neben der Betreuung beim Alban Berg -,Hagen- u. Artis- Quartett, von denen sie wichtige Impulse des Zusammenspiels erhielten.
Mit Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett KV 156 in G-Dur, erzeugen die Musiker eine bezaubernde Eleganz der Linienführung und eine Fülle von Ausdruckswerten des Miteinander Musizierens. Bei Joseph Haydns "Reiterquartett" 47/3 in g-moll werden die Zügel angelegt und mit rasantem Tempo in rhythmischem Schwung seiner Ecksätze, mit einem flotten Galopp hingelegt. Mitten drin darf man das "Largo assai" - als eines der schönsten Adagios der Klassik, bezeichnen und schon konnte man das ruhende Klingen und Strahlen des Quartetts bewundern. Für den Schluss gab es das 3. Streichquartett von Robert Schumann op. 41/3 wo die Färbigkeit der Romantk zum Tragen kam und alle technischen Scharmützel in den der anstehenden vier Sätzen großartig gemeistert wurden. In der gut besuchten Landhauskirche gab es viel Applaus und schon wusste man ein kurzes, vielversprechendes Kompositionsstück vom Bratscher Koslowsky als Zugabe zu präsentieren.
Peter Blaha, Sonority Interview, Mai 2019
Mit Leib und Seele Kammermusik
Das preisgekrönte Atalante Quartett aus Oberösterreich spielt bei den Serenaden Werke der komponierenden Kleriker Luigi Gatti und Abbé Vogler.
Ein erster Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Svirel in Slowenien und ein dritter Preis beim Internationalen Johannes Brahms Wettbewerb in Pörtschach sind die äußerlichen Insignien dafür, dass Österreich mit dem 2014 gegründeten Atalante Quartett über ein Juwel in der heimischen Quartettlandschaft verfügt. Noch mehr als solche Preise allerdings wiegt – was von der Kritik auch entsprechend gewürdigt wird –, dass diesem Ensemble gelungen ist, was als „Quadratur des Kreises“ im Quartettspiel gilt: sich die Individualität seiner Mitglieder zu bewahren, trotzdem aber zu einem homogenen Ensemble zu verschmelzen. „Das erfordert sehr viel Arbeit“, sagt Primgeigerin Julia Kürner, die mit ihrer Schwester Lisa – sie ist Cellistin des Atalante Quartetts – „Kammermusik schon mit der Muttermilch aufsog“. Denn die Schwestern entstammen einer musikalischen Familie und waren mehrere Jahre lang Mitglieder des Wahlküren Quartetts. „Natürlich streiten wir manchmal auch“, wirft Bratschist Thomas Koslowsky, im Atalante Quartett der Hahn im Korb, ein. „Musik ist eine hoch emotionale Angelegenheit. Man geht dabei oft an die Grenzen und verzweifelt manchmal, wenn eine Stelle nicht auf Anhieb gelingt. Aber das ist genau die Art, die einen weiterbringt.“ „Bei uns geht es recht demokratisch zu“, sagt Lisa Kürner und ihre Schwester beschreibt dies an einem Beispiel: „Wir probieren alle Vorschläge aus, bevor wir grundsätzlich gemeinsam entscheiden. Wenn mehrere Varianten funktionieren beziehungsweise gut klingen, dann variieren wir bei den Wiederholungen oder auch von Konzert zu Konzert.“ Dass die Harmonie zwischen den Mitgliedern stimmt – zu den drei genannten kommt noch Elisabeth Eber an der zweiten Geige –, ist auch beim Interview zu spüren. Es wird viel gelacht und man kann sich vorstellen, dass auch bei den Proben der Spaß nicht zu kurz kommt. Was sie ohnehin eint, ist die Liebe zur Kammermusik und dabei wiederum zum puren Klang des Streichquartetts. Vorschlägen, mit elektronischer Verstärkung auch ein Repertoire jenseits der klassischen Literatur für Streichquartett zu spielen, um dadurch eventuell ein breiteres Publikum zu erreichen, erteilt das Atalante Quartett eine klare Absage. „Das ist nicht unser Ziel“, sagt Elisabeth Eber und Thomas Koslowsky ergänzt: „Die originale Literatur für Streichquartett ist so umfangreich und hochwertig. Wenn wir das alles spielen wollten, wären wir 300 Jahre lang beschäftigt.“ Sämtliche Mitglieder des Atalante Quartetts sind entweder feste Mitglieder des Bruckner Orchesters Linz oder als SubstitutInnen für dieses tätig. Damit führen sie eine große Tradition fort, denn viele namhafte Quartette der Vergangenheit setzten sich aus MusikerInnen renommierter Orchester zusammen. Um 1970 herum jedoch wagten Ensembles wie das legendäre Alban Berg Quartett den Sprung in die Unabhängigkeit. Für das Atalante Quartett, das Prof. Johannes Meissl, aber auch ehemalige Mitglieder des Alban Berg Quartetts zu
seinen Lehrern zählt, wäre das keine Option. „Heutzutage ist es beinahe unmöglich“, sagt Julia Kürner. „Es gibt viel mehr gute Quartette als früher, deshalb ist es auch schwieriger, sich zu etablieren.“ „Ich habe Familie mit Kindern“, ergänzt Thomasm Koslowsky. „Es wäre zu riskant, würdeich den Orchesterdienst aufgeben. Das Spielen im Quartett ist zwar musikalisch sehr befriedigend, aber davon leben könnten wir nicht.“ In erstaunlich kurzer Zeit ist es dem Atalante Quartett gelungen, sich ein Stammpublikum, vor allem in Oberösterreich, aufzubauen. Und seitens des Bruckner Orchesters erfährt es Unterstützung, wenn es etwa um Urlaube geht, um an Wettbewerben teilnehmen oder Konzerte spielen zu können. „Von unserem Quartett profitiert allerdings auch das Orchesterspiel“, sagt Julia Kürner. „Schon allein deshalb, weil wir so oft und so intensiv im Quartett proben.“ Vielleicht zu oft? „Wenn man die Büchse der Pandora erst einmal aufgemacht hat, gibt es kein Zurück. Gerade für mich als Bratschisten ist Kammermusik das Schönste, was es gibt!“, sagt Thomas Koslowsky.
Im Brucknerhaus war das Atalante Quartett zuletzt im Jänner zu Gast. Für seinen Auftritt im Rahmen der sommerlichen Serenaden im Arkadenhof des Linzer Landhauses hat es auf Wunsch des Brucknerhauses ein spezielles Programm erarbeitet: „Es sollen ausschließlich Werke komponierender Kleriker erklingen“, führt Julia Kürner aus. Die Wahl fiel auf den Italiener Luigi Gatti, der als fürsterzbischöflicher
Hofkapellmeister nach Salzburg berufen wurde, wodurch sich Leopold Mozart übergangen fühlte, und auf Abbé Vogler, der großen Einfluss auf das Musikleben seiner Zeit hatte, wenngleich Wolfgang Amadeus Mozart nicht allzu viel von ihm hielt. Die Arbeit an dem Programm ist extrem aufwendig, wie Thomas Koslowsky erzählt: „Manche der Werke, die wir spielen, wurden nie gedruckt. Wir müssen sie uns aus den Handschriften erarbeiten.“ Nicht nur das Stammpublikum des Atalante Quartetts wird dies zu schätzen wissen …
Michael Wruss, OÖ Nachrichten Brucknerhaus, 22. Jänner 2019
Drei Religionen, musikalisch unter einem Hut vereint
Paravolí, Parabel, nennt der palästinensisch-israelische Komponist Samir Odeh Tamimi sein Werk für Streichquartett, das am Dienstag in einem spannend programmierten Abend des Atalante Quartetts – Julia Kürner und Elisabeth Eber (Violine), Thomas Koslowsky (Viola) und Lisa Kürner (Cello) – im Brucknerhaus zu erleben war.
Einerseits ist Tamimis Streichquartett von Lessings "Ringparabel", die Gerhard Brössner trefflich rezitierte, inspiriert, scheint aber auch wie die Parabel als Kegelschnittfigur das musikalische Material zu beleuchten und zu brechen. Mit klanglicher Finesse widmete sich das Atalante Quartett dieser österreichischen Erstaufführung. Ein Werk, das von der natürlichen Lebendigkeit und virtuos intensiven Interpretation lebt, die das Atalante Quartett mehr als nur zu geben verstand.
Dichtes musikalisches Geflecht
"Ringparabel" heißt auch drei Religionen, und so stand neben Tamimis "Paravolí" auch die 1927 von Joseph Achron komponierte Elegie für Joel Engel, einen der wichtigsten Sammler jüdischer Volksmusik, auf dem Programm. Ein Werk, das mit den Tonbuchstaben des Namens – e und g – spielt und daraus ein dichtes Geflecht melancholischer Schwere flicht. Ganz anders Gian Francesco Malipieros 6. Streichquartett, in dem die Arche Noah als Symbol für alle drei Religionen im Zentrum steht und das augenzwinkernd auf die Tierliebe des Komponisten verweist. Musikalischer Rahmen waren vier Sätze aus Haydns "Sieben letzte Worte". Auch bei diesem Repertoire spielte das Atalante Quartett seine Meisterschaft aus.
Fazit: Ein ungewöhnlicher Zugang für einen Streichquartettabend, der aber aufgrund der leidenschaftlich intensiven Interpretation durch das Atalante Quartett überzeugte.
Balduin Sulzer, Krone Brucknerhaus, 22. Jänner 2019
Ansprechend und sehr hörenswert war das Streichquartett "Atalante" im Linzer Brucknerhaus, das neben bekannten Stücken von Haydn packende Kompositionen von Samir Odeh-Tamimi, Malipiero, Achron und als Höhepunkt das Streichquartett Nr. 1 op. 11 von Ingo Ingensand mit dem überwältigenden und stürmisch akklamierten Finalsatz aufführte. Zwischendurch wurde aus der "Ringparabel" gelesen.
Christine Grubauer, Neues Volksblatt Brucknerhaus, 22. Jänner 2019
Beglückende Harmonie vom Atalante Quartett
Einen höchst anspruchvollen Streichquartettabend bot das junge, heimische atalante Quartett (Julia Kürner, Elisabeth Eber, Thomas Koslowsky, Lisa Kürner) am Dienstag im Linzer Brucknerhaus. Man stellte im Programm den Meister dieser Gattung, Joseph Haydn, ins Zentrum - zu Beginn und zwischendurch mit Teilen des Werkes "Die sieben Worte unseres Erlösers am Kreuz". Religiöse Musik der Klassik, verankert mit den Gedanken von Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise" und dessen "Ringparabel" (Lesung: Gerhard Brössner), verquickt mit und angeregt durch die Parabel für Streichquartett des palästinensisch-israelitischen Komponisten Samir Odeh-Tamimi (* 1970), die den agierenden Musikern alles an Technik auf ihren Instrumenten und den Zuhörern ein stilles Eintauchen abverlangte. Klänge mit biblischen "Hintergedanken" zur Arche Noah lieferte das Werk von Gian Francesco Malipiero (1882-1973), das zwischen musikalischer Vergangenheit und Zukunft vermittelnder Ästhetik pendelte.
Joseph Achrons (1886-1943) Elegy für Streichquartett eröffnete den Blick auf einen Geige spielenden Komponisten, dessen op. 62, dem "Andenken von Joel Engel" gewidmet, aus melodischen Floskeln mit auf- und absteigenden kleinen Terzen besteht. Als abschluss gelangte das Streichquartett Nr. 1 "Versöhnung", op. 11 (2017-18) von Ingo Ingensand (*1951) zur Uraufführung. Es wurde eigens für dieses Konzert in Anlehnung "Ringparabel" konzipiert und brachte verschiedenen Erfahrungswerke an Klang-Rhythmen und Melodien eines erfahrenen Praktikers.
Gelobt und mit viel Jubel bedacht wurden die Musiker im gut besetzen Mittleren Saal vom Publikum, ihre großartige Überzeugungsarbeit resultierte aus einer überrangenden Kraftanstrengung und einer echten künstlerischen Aussage.
Balduin Sulzer, Krone Landesgalerie Linz, 25. November 2018
Überwältigende Sonntagsmusik
„Sonntagsmusik im Salon“ in der prachtvollen OÖ Landesgalerie in Linz mit dem in meisterhafter Bravour aufspielenden Atalante Quartett. Zu bewundern die Geigerinnen Julia Kürner und Elisabeth Eber, sowie der Bratschist Thomas Koslowsky und die Cellistin Lisa Kürner. Am Programm fesselte nach Haydns Quartett op. 76/5 vor allem Mendelssohns „Capriccio op. 81/3“ mit dem brillantest in den Raum geschleuderten Allegro-Fugato-Satz. Höhepunkt: das überwältigende Streichquartett in g-Moll von Debussy.
Christine Grubauer, Neues Volksblatt Landesgalerie Linz, 25. November 2018
Beglückende Harmonie vom Atalante Quartett
Mit hörbarer Angriffslust musizierte das Atalante Quartett gleich zu Beginn den 1. Satz des Joseph Haydn Streichquartetts in D-Dur, op. 76/5 - zuverlässig, treffsicher und voll Freude. Sein Debüt in der Sonntagsmusikreihe fand bereits im Herbst 2016 statt, in der Zwischenzeit wurden die Vier mit zwei großen Wettbewerbspreisen ausgezeichnet. Seit seiner Gründung 2014 setzt sich das Quartett aus führenden Musikern des Bruckner Orchesters (Julia Kürner und Elisabeth Eber/Violine, Thomas Koslowsky/Viola) zusammen, am Cello Lisa Kürner. Schon im 2. Haydnsatz faszinierten im "Largo" die gegensätzlichen klangsatt ruhenden Akkorde und melodieseligen Variationen im wunderbarer Homogenität. Ein freundlich sprudelndes Menuett und ein fröhlich wirbelndes Finale verlockte die Zuhörerschaft zu einem stürmischen Applaus. Das "Capriccio" für Streichquartett in e-Moll, ein Spätwerk von Felix Mendelssohn-Bartholdy, zeigte als verträumt-melancholisches Andante in nur einem vorgegebenen Satz, die vielen Möglichkeiten des virtuosen Zusammenspiels. Claude Debussy komponierte ein einziges Streichquartett und schuf damit ein beglückendes Werk von einer gewissen Zartheit mit gleitendem Melos und fast entzogener Rhythmik. Spielerisch umkreist dabei das Atalante Quartett diese absolut gläserne Musik mit wunderbar geglücktem Zusammenspiel und sorgte so erneut für grenzenlose Begeisterung im Museumsfestsaal. Die Zugabe - ein Satz aus einem Dvorak-Quartett gehörte als Gratulation dem 90 jährigen, so oft anwesenden Großvater der beiden Kürner-Geschwister.
Helmut Atteneder, OÖ Nachrichten Bericht vom 19. Oktober 2018
Musikalische Ehe zu viert
Das preisgekrönte Atalante Quartett gastiert am 19. Oktober im Stift Schlierbach
Die vier jungen Musiker des 2014 gegründeten Ensembles namens "Atalante Quartett" könnten es sich einfacher machen. Tun sie aber nicht, wollen sie auch gar nicht. Allein heuer hat man sich zwei internationalen Wettbewerben gestellt und dafür nebst anderen nicht unerheblichen Spielverpflichtungen – etwa im Bruckner Orchester – bis zu acht Stunden täglich geprobt.
Es hat sich ausgezahlt. Beim Kammermusikwettbewerb Svirenl in Slowenien gewann das Quartett einen Ersten Preis, Anfang September gesellte sich beim Internationalen Brahms-Wettbewerb in Pörtschach ein Dritter dazu. "Wir hoffen, dass wir so bekannter und zu Konzerten eingeladen werden. Schließlich purzeln sehr viele Kammermusikensembles in Österreich herum", erklärt Bratschist Thomas Koslowsky den Aufwand. Tatsächlich schaffen Preise Aufmerksamkeit. Violinistin Julia Kürner, auch erste Geigerin im Bruckner Orchester: "Wenn man etwas gewonnen hat, wird man interessanter. Wir möchten mit unserer Musik schon gern in die Welt hinaus."
Individualität verschmelzen
Sich in der Ensemble-Welt einen sehr guten Namen zu machen, ist also harte Arbeit. Koslowsky: "Die Schwierigkeit beim Streichquartett ist die Individualität, die einerseits bleiben und auf der anderen Seite in der Gesamtheit verschmelzen soll. Und man braucht einen hohen Verschmelzungsgrad, damit die Werke einigermaßen herüberkommen können."
Wer acht Stunden täglich Haydn, Brahms, Dvorak, Bach, Mozart oder Beethoven spielend auf harmonischen Gleichklang bringen will, der muss auch blödeln dürfen. Da hilft Kürner’sches Blut: Josef Kürner, Posaunen-Professor an der Bruckneruni und Vater von Julia und Lisa Kürner, ist alles andere als eine Spaßbremse... "Das stimmt definitiv", bestätigt die Cellistin Lisa Kürner einschlägiges Erbgut.
Violinistin Elisabeth Eber, ebenfalls erste Geigerin im Bruckner Orchester, hat überhaupt einen anderen Zugang, wenn sie Ensemblearbeit beschreiben soll: "Das ist wie eine musikalische Ehe zu viert." Über den harmonischen Zustand dieser Ehe kann man sich am 19. Oktober, 20 Uhr, im Stift Schlierbach Gehör verschaffen.
Walther Neumann, Kleine Zeitung Schloss Kapfenstein, 26. August 2018
Wie aus einer anderen Sphäre
Cellist Reinhard Latzko ergänzte das Atalante Quartett
Mit Weitumblick auf Weingärten lud das Kammermusikfestival ins malerisch gelegene Schloss Kapfenstein in die Südoststeiermark. Vorzüglich homogen musizierte das Atalante Quartett mit Julia und Lisa Kürner, Elisabeth Eber sowie Thomas Koslowsky. Auf Haydn folgte ein kurz, bündig und kompakt komponiertes Stück von Alexander Müllenbach. Reinhard Latzko ergänzte nach der Pause das ungewöhnliche Klangbild "Streichquartett plus verdoppeltes Cello". Schuberts C-Dur Quintett, vollendet wenige Monate vor seinem Tod, klang im Adagio ganz zeitfern, wie aus einer anderen Welt. Eine ergreifende, ja entrückte Dreiviertelstunde.
Michael Wruss, OÖ Nachrichten Saxen, 12.August 2018
Ganz im Dienst der Werke und ihrer Emotionen
Atalante Quartett begeisterte bei Matinee in Saxen.
Dem Motto der Donaufestwochen im Strudengau "Alte Musik mit Kontrapunkten aus der Moderne" wurde die gestrige Sonntagsmatinee mit dem Atalante Quartett im Strindbergmuseum Saxen mehr als gerecht. Rund um die viel bejubelte Uraufführung des ersten Streichquartetts von Ingo Ingensand wählte das Ensemble mit Julia Kürner und Elisabeth Eber (Violine), Thomas Koslowsky (Viola) und Lisa Kürner (Violoncello) Musik des 20. Jahrhunderts, die die Entwicklung dieser Gattung prägte, so etwa die ersten Quartette von Béla Bartók und Karl Amadeus Hartmann. Gemeinsam haben alle Stücke – auch der eröffnende erste Satz aus dem zweiten Quartett des luxemburgischen Komponisten Alexander Mullenbach – eine an der Tradition anknüpfende Musiksprache und ein unerschütterliches kompositorisches Handwerk, das mit dem deutlich formulierten Material gekonnt umzugehen versteht.
Ingensand nennt sein Werk "Versöhnung", was auf ein Verschmelzen von tiefgründig ernsthafter und vor Lebendigkeit kaum zu zügelnder "leichter" Musik hinweisen soll, auf ein Miteinander von melancholischen schwermütigen Passagen und purer Lebensfreude. Ein Werk, das in seiner Unmittelbarkeit anspricht und vor allem im elegisch weit ausholenden zweiten Satz tief empfundene Gefühle auslöst.
Der ideale Mittelweg
Ingensand schafft eine technisch perfekt entworfene Musik, die aber nicht bloß auf dem Papier beeindruckt, sondern vor allem in ihrer direkten Emotionalität. Etwas, was in zeitgenössischer Musik nicht immer der Fall ist. Er findet einen idealen Mittelweg zwischen herausfordernder Komplexität und breitem rezeptiven Konsens, der vor allem aber auch durch die ungemein lebendige, alle Details intensiv herausarbeitende, sich absolut in den Dienst der Komposition stellende Interpretation durch das Atalante Quartett, das auch bei Bartók alle Register fulminant zu ziehen wusste, punktgenau getroffen wurde.
Fazit: Eine großartige Matinee mit einer herausragenden Novität und beinahe schon zu Raritäten verkommenen Klassikern der Moderne.
Gerd Kurat, Schwäbische Langenargen, 10. August 2018
Atalante hat eine Uraufführung im Programm
Das Atalante Quartett spielt einen großartigen Kammermusikabend im Schloss Langenargen.
Auch beim erneuten Auftritt in Langenargen hat das Atalante Quartett einen großartigen Kammermusikabend im Schloss gegeben. Neben ausgesuchten Streichquartetten von Haydn und Brahms, präsentierten Julia Kürner und Elisabeth Eber, Violinen, Thomas Koslowsky, Viola und Lisa Kürner, Violoncello sogar eine Uraufführung mit einem Werk von Ingo Ingensand.
Im Streichquartett Nr. 5 aus der Reihe op. 76 von Joseph Haydn zu Beginn überzeugten die „jungen Meister“ mit großer Homogenität. Nach der Vorstellung des Hauptthemas im Allegretto in der ersten Violine im schwingenden Siciliano-Rhythmus gelang der Kontrast im Moll-Mittelteil als klare kontrapunktische Variation. Den zweiten Satz Largo begann die erste Violine ebenso mit einer organisch an- und abschwellenden Melodie über lang gehaltenen Akkorden. Wunderschön die Wiederholung der Melodie in hoher Lage, die Übernahme durch die dunkler gefärbte Viola und die Wendung durch das tief geerdete Violoncello nach fis-Moll.
Gerade der feinsinnige Umgang mit den melodisch-harmonischen Entwicklungen führte zum geforderten ernsthaften Charakter bis zum „sanften motivischen Verlöschen des Endes“. Unbeschwert, im runden Quartettklang, auch mal derbe Akzente setzend, das Menuett, mit spannungsgeladenem Trio in der Mitte. Nach mehrmaligem „Tusch“ kostete das Quartett im finalen Presto mit überraschender Dynamik, witzigen Melodiefloskeln die humorvolle Seite der Komposition voll aus.
Die Mitglieder des Atalante Quartetts haben ihren Lebensmittelpunkt beim Bruckner Orchester in Linz. Dort begegneten sie dem in Hannover 1951 geborenen Ingo Ingensand. Der ist heute, neben seiner Tätigkeit als Komponist und Dirigent, unter anderem Resident Conductor bei eben diesem Sinfonieorchester. Für das aufstrebende Streichquartett hat er nun das dreisätzige Werk „Versöhnung“ geschrieben, das in Langenargen uraufgeführt wurde. Das stark von der Romantik geprägte Quartett, völlig ohne „moderne“ Spieltechniken, lebte von starken, emotional geprägten Ausdruckswechseln auf engstem Raum. Harte Skalen, explosive Abschnitte, harmonische Erweiterungen bis zur scharfen Dissonanz standen sonore Solo-Kantilenen, ruhiger Quartettklang oder gesteigerte Unisonopassagen gegenüber. Viel wohlwollender Beifall vom Publikum für die engagierte Präsentation des neuen Werkes.
Sehr deutlich herausgearbeitet waren die kontrastierenden thematischen Charaktere in den beiden Ecksätzen des Streichquartetts Nr. 2 a-Moll op. 51 von Johannes Brahms: Ruhiger Gesang gegenüber bewegter Terzenseligkeit oder ungarische Energie gegenüber einfacher Ländlermelodik. Immer durch Blickkontakt verbunden, gelang dem Quartett eine mustergültige Interpretation mit wirklich konsequenter Gleichberechtigung aller Stimmen. Trotz komplizierter kontrapunktischer Verwebungen führte eine spielerische Leichtigkeit zu schwebendem Ausdruck. In den Mittelsätzen hörte man das für Brahms typische, verhalten bewegte Klangbild.
Für den reichhaltigen Applaus gab es als Zugabe, im fein ausgespielten vierstimmigen Satz, eine kleine „Sarabande“ von Felix Blumenfeld.
Fred Dorfer, Krone Bad Schallerbach, 24. August 2017
Mit jugendlichem Elan
Mit jugendlichem Elan musizierte das Atalante Quartett im Schallerbacher Atrium. Die vier jungen Musiker glänzten sowohl mit souveräner Technik als auch mit leidenschaftlicher Musizierfreudigkeit.
Nach der romantischen Einstrimmung mit stürmischen Episoden bei Samuel Barbers Streichquartett folgte etwas monoton und gespickt mit Akzenten Philip Glass’ „Company“ und die schwärmerische „Lullaby“ von Gershwin.
Einen Sturm der Begeisterung erreichte das grandiose Quartett mit dem „Amerikanischen“ Streichquartett in F-Dur von Antonin Dvorak, das es mit Enthusiasmus und Teamgeist präsentierte. Nach der schwelgerischen Einleitung wurde der Lento-Satz durch ein homogenes Ineinanderfließen der Motive zum Hörerlebnis. Mit herzerfrischender Rasanz wurden die folkloristischen Vivace Tempi virtuos gemeistert. Das musikalische Feuerwerk fand große Begeisterung.
Matthias Wagner, Steirische Krone St. Gallen, 21. August 2017
Festival St.Gallen: Atalante Quartett & Reinhard Latzo
Romantische Achttausender
Gleich zwei Hauptgipfel der romantischen Kammermusik wurden am Montagabend auf Burg Gallenstein überschritten. Das Atalante Quartett gab Dvoraks „Amerikanisches“ und – mit Cellist Reinhard Latzko – Schuberts spätes Streichquintett. Im Sandwich: Humorvolles von Festivalkomponistin Elisabeth Naske.
Wunderbar frisch fing das junge Atalante Quartett jene heitere Landschaft ein, die Dvorak bei seinem USA-Aufenthalt 1893 zum Streichquartett Nr. 12 anregte. Das wiegende Hauptthema, das Säuseln der Triller waren unter Julia Kürners unprätentiöser Prima klanglich hauchzart und atmosphärisch dicht gewoben. Das Quartett, das zum homogenen Atem einen heterogenen Sound besitzt, nahm die Sehnsuchtskantilenen des Lento mit viel Luft und nie ausleiernden Rubati, federleicht die finalen Synkopen.
Weniger „indianischen“, dafür nordischen Folklore-Duft verströmten drei Cello-Duoas von Naske, die zwischen Regelbuch und Regelbruch, Kontrapunkt und Bordun über allerhand schwankende Böden der Musikgeschichte tanzten.
Es folgte eine Version des Schubert-Quintetts ohne Übertreibungen, dafür mit unendlich viel Tiefe und Anmut Sparsame Vibrati steigerten die Wirkung der Wallungen im Kopfsatz ebenso wie jene der zauberhaften Adagio-Elegie. Die Schlüsse bekamen eine übergroße Aura; Scherzo und Tutti-Kehraus waren furios auf der Stuhlkante musiziert.
Michael Wruss, OÖ Nachrichten Linz, 14. August 2017
Schlanker Ton und große Leidenschaft
Atalante Quartett gab in der Ursulinenkirche ein besonderes Konzert.
Mit seinem Konzert im Rahmen der Abendmusik in der Ursulinenkirche lud das Atalante Quartett aus Oberösterreich am Montag zu einer Reise von der Alten in die Neue Welt ein. Musik, die zwischen den Kontinenten pendelt und doch eine gemeinsame Wurzel hat.
Die ist in Sachen Streichquartett zweifelsohne Joseph Haydn, der diese Gattung mehr oder weniger "erfunden" hat. So erklang zu Beginn sein D-Dur-Quartett aus dem Opus 76, großartig interpretiert vom Atalante Quartett – Julia Kürner und Elisabeth Eber (Violinen), Thomas Koslowsky (Viola) und Lisa Kürner (Cello). Auffallend ist, dass dieses Ensemble sehr sparsam mit dem Vibrato umgeht und so einen vollen und glasklar durchsichtigen Klang erzeugt. Und das nicht nur bei Haydn, sondern auch beim musikalischen Grenzgänger Antonín Dvorák. Sein "amerikanisches" F-Dur-Quartett verwendet neues thematisches Material, kann und will aber die Tradition seines Schöpfers nicht verbergen.
Im freundlichen Ton sprudelt dieses Werk im schlanken Klang der Atalantes übermütige Lebensfreude aus. Für die avantgardistische Theater-Companie Mabou Mines schrieb Philip Glass 1983 zu Samuel Becketts Prosagedicht "Company" sein zweites Streichquartett. Vier knappe Sätze, die in sehr unterschiedlicher und präziser Form Glass’ musikalisches Denken widerspiegeln und in ihrer Kürze von je zwei Minuten unglaubliche Stimmungen einfangen.
Auch hier erwies sich das Atalante Quartett als aufmerksamer Sachwalter. Fein das Lullaby für Streichquartett von George Gershwin, der aus dieser Melodie seines Skizzenbuchs zunächst ein Klavierstück bastelte, das er dann für Streichquartett bearbeitete. Eine kleine Bluesmelodie, die subtil umspielt immer wieder variiert neu erklingt. Ein Kleinod, das viel Subtilität in der Interpretation verlangt, die es an diesem Abend voll und ganz bekommen hat.
Balduin Sulzer, Krone Neuhofen, 17. Okt. 2015
Vier junge Leute, technisch souverän und von unbändiger Musizierlust: So präsentierte sich in der Alten Kirche Neuhofen an der Krems das "Atalante Quartett". Haydns Quartett op. 20/4 gelang in der Interpretation der beiden letzten Sätze annähernd genial. Gar nicht zu reden von Mendelssohns a-moll-Quartett op.13, das im Zuhörer den Glauben aufkeimen ließ, diese Komposition könnte, in dieser Qualität dargeboten, eines der besten Werke der Musikliteratur sein. Das Publikum war fasziniert!
Prof. Johannes Meissl 20. Dez. 2015
Ich möchte hiermit auf die hohe künstlerische Qualität und das große kreative Potenzial des Atalante Quartetts hinweisen. Die Gruppe besteht aus ausgezeichneten MusikerInnen, mit denen ich seit Jahren regelmäßig arbeite. Das Atalante Quartett spielt grundmusikalisch mit Verve und Sensibilität, und hat sich mittlerweile in dieser Zusammensetzung auch ein persönliches Profil und Repertoire angeeignet.
Die Interpretationen des Quartetts zeugen in Aussage, Tonfall und Klang vom natürlich gewachsenen Verständnis und Gefühl für die mitteleuropäische und österreichische Musiksprache.
Es ist für mich auch besonders erfreulich, dass wieder vier österreichische MusikerInnen sich für Streichquartettspiel auf höchstem Niveau entschieden haben.